Erziehung bei Zeugen Jehovas

Jehovas Zeugen betrachten die Kindererziehung als eine ihnen von Gott übertragene, ehrenvolle und verantwortungsvolle Aufgabe. Sie sind überzeugt, Gott selbst darüber rechenschaftspflichtig zu sein, wie sie ihre Kinder erziehen.

Sie akzeptieren die Bibel als praktische und zuverlässige Anleitung für das Familienleben und für die Erziehung ihrer Kinder, jedoch treffen sie alle ihre Familie betreffenden Entscheidungen in völliger Eigenverantwortung. „In Gottes Augen sind der Vater und die Mutter Partner in der Kindererziehung“, heißt es in dem 1996 von Jehovas Zeugen herausgegebenen Buch Das Geheimnis des Familienglücks auf Seite 52.

Obwohl die Bibel kein Erziehungshandbuch ist, enthält sie doch Wertvorstellungen, deren Vermittlung sich viele Eltern, auch Zeugen Jehovas, verpflichtet fühlen. Zu diesen gehören unter anderem: Liebe und Nächstenliebe, Mitgefühl und Rücksichtnahme, Respekt und Toleranz gegenüber anderen Meinungen, Kritikfähigkeit und selbstständiges, eigenverantwortliches Denken, Hilfsbereitschaft und soziale Verantwortung, Ehrlichkeit und Zivilcourage sowie die Vermittlung von Allgemeinbildung und biblischen Kenntnissen.

„Schlechte Gesellschaft verdirbt nützliche Gewohnheiten!“

Wie man aus diesem kurzen Zitat schon entnehmen kann, spielt auch die körperliche Züchtigung bei den Zeugen Jehovas eine nicht allzu unwichtige Rolle. Für die Eltern ist es wichtig, dass die Kinder nach den Richtlinien der Gemeinschaft leben und auch dies umsetzen. Sobald die Kinder sich den Regeln widersetzen, kann es vorkommen, dass die Eltern diese sie wieder auf den „richtigen Weg“ zurückholen, durch die körperliche Züchtigung.

Roswitha ließ meine Arme nicht los.

„Du tust mir weh“, sagte ich bebend.

„Und du tust mir weh“, erwiderte Roswitha aufgebracht. „Ich schäme mich für dich und bin ratlos, wie es weitergehen soll.“

Wir schauten uns an.

„Hannah, Harmagedon wird kommen“, sagte Roswitha leise und warnend.

„Ich weiß…“, antwortete ich zitternd.

„Gott wird dich töten, wenn die Endschlacht da ist.“

„Ich weiß…“, flüsterte ich.

„Sterben tut weh“, sagte Roswitha.

„Ich weiß…“, sagte ich und dachte an meine Träume.

„Willst du etwa kein Zeuge mehr sein?“, fragte Roswitha und ließ endlich meine Arme los.

„Doch“, sagte ich schnell und begann zu weinen.

„Du weißt, Hannah, wer kein Zeuge ist, ist kein Christ.“

Ich nickte.

„Und wer kein Christ ist“, fuhr Roswitha heftig fort, „der hat kein Recht zu leben.“

Ich schloss die Augen.

„… und wer nicht lebt, ist tot, Hannah.“

Psychische Unterdrückung und Überredenskunst, dies sind ebenfalls Erziehungshilfen- und mittel welche die Zeugen zur Erziehung ihrer Kinder einsetzen. Aber nicht nur die eigenen Kinder werden mit diesen Mitteln konfrontiert, auch die Kinder der Gemeinschaftsmitglieder erfahren dies. Ein Beispiel: wenn ein Kind von den Normen der Gemeinschaft abweicht oder die Eltern denken es weicht ab, dann wird der „Vater“, der oberste Priester der Gemeinschaft, davon in Kenntnis gesetzt und dieser geht in der nächsten Versammlung intensiv auf das Kind ein. Das Kind wird hervorgerufen und es muss einer manchmal stundenlangen Befragung standhalten beziehungsweise aushalten. Ob dieses Kind nun von den Normen abgewichen ist oder nicht, ist der Gemeinschaft egal. Das Kind kann alles erdenklich Mögliche tun oder sagen um seine Unschuld zu beweisen, solange die Eltern der Meinung sind dass das Kind unrechtes tut.

Die Kinder der Gemeinschaft werden auch schon so früh wie möglich mit den Pflichten eines Zeugen vertraut gemacht. Zu diesen gehören die Verkündungen der Lehre der Zeugen Jehovas. Diese Verkündungen werden in der Zeitschrift „Wachturm“ niedergeschrieben und auf der Straße an die Bevölkerung verteilt. Auch das Klingeln an Haustüren gehört zu den Straßenverkündungsaufgaben zu denen die Kinder mitgenommen werden. Sie sollen von den Eltern lernen und wenn sie sich bereit fühlen auch mal die initiative ergreifen und selbst solche Gespräche durchführen.

Doch alles in allem lieben die Zeugen Jehovas Eltern ihre Kinder und würden alles für sie tun, solange sie die Normen und Regeln der Gemeinschaft einhalten. Kinder sind bei den Zeugen mit das wichtigste, da sie die nächste Generation sind und die Gemeinschaft aufrechterhalten sollen.

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