Sektenkinder unter uns

Viele Sektenmitglieder und deren Angehörige fallen in unserer Gesellschaft gar nicht besonders auf. Sie sind ebenso in den Alltag, den Schulablauf und das Arbeitsleben integriert, wie jeder andere auch. Meist fallen sie eher wegen ihrer Zurückhaltung, einem gewissenhaften Arbeitseifer und besonderer Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft auf, so lange ihnen ihre Sektenzugehörigkeit keine finanziellen oder gesundheitlichen Schäden zufügt.

Auch privat sind Sektenangehörige relativ aufgeschlossen, vor allem, wenn neue Nachbarn, neue Kollegen oder Klassenkameraden in ihr Umfeld treten, die eventuell als neue Mitglieder für die Sekte gewonnen werden können. Da kann es einem unbefangenen Menschen schon mal passieren, dass eine harmlose Einladung zum Essen in einer Bibelstunde endet und man am Ende gar nicht mehr weiß, wie man am besten aus der Sache wieder rauskommt. Die Werbung neuer Sektenmitglieder ist das Hauptziel einer Sekte und da private Kontakte oftmals erfolgreicher sind als anonyme Werbung im Briefkasten oder das Verteilen von Broschüren auf der Straße, gehört ein scheinbar ganz normaler gesellschaftlicher Umgang mit zur Strategie. Das Verhalten, die Kleidung und auch die Wohnungen von Zeugen Jehovas oder Scientology-Mitgliedern entsprechen unseren gutbürgerlichen Vorstellungen, so dass man daraus oftmals keine Gefahr ableitet. Da steht das teure Auto vor dem Haus, der Vorgarten ist gepflegt, eine moderne Wohnungseinrichtung von der Küche bis zum Schlafzimmer mit der gemütlichen Couch und tollen Hochglanzkommoden im Esszimmer und komfortable Gästezimmer mit Massivholzbetten, und die gängigen High-tech-Geräte findet man hier wie überall. Materieller Luxus wird hier häufig bewusst zur Schau gestellt, um die Sekte als erfolgreiches Unternehmen zu präsentieren und auch um über psychologische Probleme hinwegzutäuschen.

Wer einmal in eine solche Situation kommt, sollte sobald er das Ansinnen seiner Gastgeber erkannt hat, deutlich seinen Standpunkt klarmachen und sich nicht durch ihren scheinbaren Wohlstand, ihre Freundlichkeit und Redegewandtheit beeindrucken lassen.